In memoriam Prof. em. Martin Menzi

Nachruf von Prof. em. Dr. Ruedi Baumgartner

Farewell to Martin Menzi

Als Martin Menzi am 1. September 1981 als ordentlicher Professor die Leitung des Nachdiplomstudiums für Entwicklungsländer NADEL übernahm, blickte er bereits auf einen sehr langen und höchst erfolgreichen Weg durch die schweizerische Entwicklungszusammenarbeit zurück. So zählte er zu den Gründungsmitgliedern, die 1955 das «Schweizerische Hilfswerk für aussereuropäische Gebiete» (die heutige Helvetas) ins Leben riefen, wirkte als Präsident des Schweizerischen Zivildienstes und leitete ab 1982 den Vorstand von Helvetas.

In der indisch-schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit, wiederum, ist Martin Menzis Name noch heute eng mit bahnbrechenden viehwirtschaftlichen Programmen verbunden. Im südindischen Bundesstaat Kerala, beispielsweise, betreute Martin Menzi während neun Jahren ein partnerschaftlich konzipiertes Projekt mit indienweiter fachlicher Ausstrahlung in den Bereichen von Viehzucht, Futterbau und Milchproduktion.

1991, im Alter von 62 Jahren, zog es Martin Menzi nochmals zurück auf den indischen Subkontinent, diesmal nach Bhutan, ein Land, mit dem er auf Grund häufiger Beratungsmandate sehr vertraut und verbunden war. Eine zweifellos sehr attraktive Aufgabe erwartete ihn dort; er wurde als Co-Direktor mit dem Aufbau eines «Natural Resource Training Institute», Bhutans erster universitäre Ausbildungsstätte für landwirtschaftliche Kader, betraut.  

Gleichsam eingebettet zwischen Kerala und Bhutan liegen zehn Jahre intensiven Engagements für den konzeptionellen Auf- und Ausbau des NADEL (früher INDEL). Von 1981 bis 1991 betreut Martin Menzi zehn Nachdiplom-Studiengänge. Zwei Drittel der Absolventinnen und Absolventen gelingt nach Studienabschluss der direkte berufliche Einstieg in die Entwicklungszusammenarbeit und die humanitäre Hilfe. Das NADEL lieferte unter der Leitung von Martin Menzi einen überzeugenden Nachweis für die hohe Qualität seiner Ausbildung. Ein Nachweis, der auch für das Weiterbestehen des NADEL an der ETHZ wichtig war, vor allem in Zeiten, wo dem NADEL unzureichende «Mittel-Allokation» drohte.       

Die Aus- und Weiterbildung des NADEL im fruchtbaren Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis anzusiedeln, war ein Herzensanliegen von Martin Menzi. Mit der Entwicklung eines ergänzenden Aus-und Weiterbildungsangebots, gerichtet an Fachkräfte aus der Entwicklungspraxis, setzte er dieses Anliegen erfolgreich um. Auch das Nachdiplomstudium erhielt damit eine klarere Struktur mit drei Schwerpunkten: Ein Studiensemester mit einer generellen Einführung in die Entwicklungszusammenarbeit, Projekteinsätze in ausgewählten Entwicklungsländern und ein Weiterbildungsprogramm mit Kursthemen methodischer und entwicklungspolitischer Ausrichtung, adressiert an Nachdiplom-Studierende und an Fachkräfte aus der Entwicklungspraxis.  

Über seinen Abschied vom NADEL hinaus standen Martin Menzis Türen offen. Für seine Gäste blieb er ein inspirierender Gesprächspartner, der sich bis ins hohe Alter kompetent in die Debatte über die Ausgestaltung der Internationalen Zusammenarbeit der Schweiz einbrachte. Mit warmherzigem Interesse nahm er auch Anteil an den Lebenswegen ehemaliger NADEL Studierender. «You were much more than a professor to me …» erinnert Pema Gyamtsho, einer seiner ehemaligen Doktoranden aus Bhutan, in seinem persönlichen Nachruf.

Martin Menzi starb am 6. Januar 2024 an der Schwelle zu seinem 95. Altersjahr.
 

Im Januar 2024, Prof. em. Dr. Ruedi Baumgartner, NADEL Co-Studiendirektor (1990-2008)

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