In memoriam Prof. em. Martin Menzi

Nachruf von Martin Fässler

Martin Menzi (30. Januar 1929 – 6. Januar 2024)

Martin Menzi hat das Engagement für die internationale Zusammenarbeit ins Zentrum all seiner vielseitigen Tätigkeit gestellt. Er hat die Ausbildung der nachkommenden Generation geprägt wie kein anderer. Er ist im Alter von fast 95 Jahren gestorben. Ein Nachruf.

Für den Lebenshungrigen war die Behaglichkeit der Fünfzigerjahre schwer auszuhalten. Martin Menzi begeisterte sich für die «Nie-wieder-Krieg-Bewegung». Er war Gründungsmitglied des 1955 entstandenen «Schweiz. Hilfswerks für aussereuropäische Gebiete» (der heutigen Helvetas) und Präsident des Schweiz. Zivildienstes.

Die Öffentlichkeitsarbeit privater Werke trug massgeblich zum 1960 gegründeten staatlichen «Dienstes für technische Zusammenarbeit» (DftZ; die heutige DEZA) bei. Ende der 60er Jahre arbeitete er in der DftZ, leitete bis 1977 als Direktor und Koordinator das Indo-Swiss Projekt in Kerala, Punjab und Andhra Pradesh und baute ein erfolgreiches Programm in Viehwirtschaft und Futterbau auf. Hierfür waren seine landwirtschaftliche Ausbildung und vorgängigen Erfahrungen als Direktor einer Fachschule besonders hilfreich. Von Beginn weg war das Programm ein gemeinsames Vorhaben. Auf gebührende Weise berücksichtigte es neben den technischen Aspekten soziale, religiöse und politische Aspekte. Geduld und Zeit für die Ausbildung einheimischer Fachleute waren entscheidend.

Martin Menzi war ein lösungsorientierter Praktiker wie ein vehementer Streiter für das Politikum der Entwicklungshilfe. Mit Artikeln und Wortmeldungen pflegte er das öffentliche Umfeld für die Entwicklungszusammenarbeit und suchte immer wieder die Balance zwischen dem Scharfsinn der Gedanken und der Präzision seiner Wahrnehmungen. Er hörte nie auf, auf Stimmen zu hören, die anders sind. In der Entwicklungszusammenarbeit baute er eine Brücke zu Geschichten und Weisheiten, zu gemeinsamen Wissen und Handeln.

Martin Menzi leitete ab 1982 den Vorstand von Helvetas und war als Berater für landwirtschaftliche Entwicklungsprojekte in Asien, Afrika und Zentralamerika tätig. Von 1981 bis 1991 war Martin Menzi ordentlicher Professor und erster Direktor der Nachdiplomstudien für die Entwicklungszusammenarbeit (NADEL, früher INDEL) an der ETH Zürich. Er verkörperte in Person die Gedankenfreiheit, die unsere Demokratie wie die Luft zum Atmen braucht. Immer wieder konnte er die Neugierde der Studierenden auf unerwartete Gedanken und Erfahrungen wecken.

Mit seiner Witterung für gesellschaftliche Vorgänge pflegte er eine zeitgeschichtliche Diagnostik. Wer so früh anhob, wer so früh in seinem Tun getragen wurde, der mischt sich mit einem enormen Sachverstand in die Debatte über die Ausgestaltung der IZA der Schweiz ein. Neugierde und Wandlung blieben bis ins höchste Alter sein Lebensprinzip.

«Wir sind einer für den anderen Pilger, die auf verschiedenen Wegen einem gemeinsamen Treffpunkt zuwandern.» Die Worte von Antoine de Saint-Exupéry treffen es genau. Martin Menzi hat so viele beeindruckt, weil für ihn der Reichtum des Herzens zählte. Er bleibt im Gedächtnis als einer, der in der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz grosse Spuren hinterlässt.

Danke für Alles.
 

Im Januar 2024, Martin Fässler, NADEL Absolvent 1988, ehemaliger Stabschef und Mitglied der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA)

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